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Alpenüberquerung Tag 3! Von der Memminger Hütte ins Oberinntal nach Zams und hinauf zur Skihütte!

Autorenbild: Norrdine NouarNorrdine Nouar

Aktualisiert: 1. Okt. 2022


Wieder werde ich morgens wach von den vorbeiziehenden Wanderern und ihren fröhlichen Stimmen vor meinem Zelt. Sie sprechen über den wundervollen See, den sie zum ersten Mal an diesem Morgen erblicken, entdecken voller Begeisterung die Steinböcke in der Ferne oder unterhalten sich darüber, was für einen tollen Zeltplatz ich wieder gefunden habe. “Ach da ist er ja wieder mit seinem grünen Zelt” oder "Wow, der sucht sich aber immer schöne Plätze für sein Zelt aus”. Ich schmunzle ein wenig, während ich gerade wach werde und den Gesprächen so zuhöre und bin zufrieden mit meiner Entscheidung, nicht in der überfüllten und lauten Hütte untergekommen zu sein. Ich fühle mich an diesem Morgen sehr fit und gut erholt, da ich lange und tief geschlafen habe. Ich bin lediglich einmal wegen des lauten Regens auf meinem Zeltdach nachts wach geworden, aber kurz darauf sofort wieder eingeschlafen. Ich ziehe mich an, öffne das Zelt und begebe mich nach draußen, um zu sehen, wie das Wetter wohl an diesem Morgen und für den Rest des Tages ist. “Sieht ziemlich stabil aus", denke ich mir. Die Morgensonne ist gerade im Begriff, über die Gipfel im Osten zu kommen, daher ist es auch noch ein wenig kühl und nass. In der Nacht hatte es noch ziemlich heftig geregnet und ich hatte während ich in meinem Schlafsack lag gehofft, dass das Regenwetter bis zum Morgen nachlässt. Das hat es auch und es ist kein Regen in Sicht. Ich blicke nach oben, um die Wetterlage genauer einzuschätzen. Es sind viele Wolken am Himmel und gelegentlich reißen größere blaue Flächen über mir auf, die nach einer Weile wieder von Wolken bedeckt sind.

Ich möchte heute Morgen nicht viel Zeit verlieren und packe meine Ausrüstung, gut geordnet zusammen. Ich klopfe und streife die Regentropfen von meinem Zelt ab, bevor ich es abbaue und zusammenrolle, damit es erstens nicht feucht wird und möglicherweise anfängt zu schimmeln und, damit ich kein unnötiges Gewicht mit mir schleppe. Ich erledige meine Morgenroutinen, wie Zähneputzen, Frühstücken und alles was sonst noch so dazugehört und bin nach kurzer Zeit bereits abmarschbereit. Alles ist bestens verpackt und der Weg wartet bereits auf mich. Na, dann! Rucksack auf und los geht’s!

Der See ist wundervoll klar und glatt und die dahinterliegende Bergformation spiegelt sich auf der Wasseroberfläche. Ich laufe um den See herum und mache mich an den Aufstieg hinauf zur Seescharte. Dabei komme ich ganz nah an den Steinböcken vorbei, die sich gar nicht für mich zu interessieren scheinen.

Wahrscheinlich kommen hier so viele Wanderer vorbei, dass das inzwischen nichts besonderes mehr für sie ist.

Alle miteinander sehen sie gut genährt aus und sie haben große, kräftige Hörner. Es scheint ihnen hier oben außerordentlich gut zu gehen und sie finden offensichtlich über die Jahreszeiten hinweg alles, was sie zum Überleben benötigen und schön haben sie es hier oben am See auch noch denke ich mir im Vorübergehen.

Ich verlasse den Kessel in Richtung Süden und beginne über ein steil ansteigendes Geröllfeld mit dem Aufstieg hoch zur Seescharte.

Nach einigen schnellen Höhenmetern gelange ich an eine langgezogene “schwarze Treppe” mit vielen Stufen und steige angestrengt hinauf. Ich nenne sie in meinen Gedanken deshalb so, weil anscheinend viel Kohle oder ähnliches, sehr dunkles Material hier im Gestein zu sein scheint.

Ich spüre zwar die immense Anstrengung und bemerke in exakt demselben Moment, wie absolut zufrieden ich bin und, dass mir das große breite Grinsen einfach nicht mehr aus dem Gesicht geht.

Draußen an der frischen Bergluft zu sein, die Sonne im Gesicht und den Wind auf meiner Haut zu spüren und gleichzeitig dabei meinen Körper zu beanspruchen, erfüllt mich einfach mit Freude. Nach einigen Minuten weiteren Aufstiegs, entdecke ich weitere kleinere Seen hier oben und verstehe jetzt, warum der höchste Punkt dieses Weges “Seescharte” genannt wird.

Ich halte kurz inne und bemerke die nahezu absolute Stille hier oben. Es ist weit und breit nicht eine Menschenseele zu sehen. Ich schließe die Augen und lausche, welche Geräusche ich wahrnehmen kann. Ich höre das Wasser des Flusses in der Ferne leise rauschen, Wasser das sich unter dem Geröll langsam fließend und tröpfelnd den Berghang hinab bewegt. Ein paar kleine und vereinzelte Steine, die durch die Schwerkraft mit leisen, widerhallenden Geräuschen ins Tal rollen. Der wind pfeifft schnittig an den Felsen vorbei und erzeugt dabei ein einzigartiges Geräusch. Gelegentlich hört man einige Vögel vorbeiziehen und dann schallt ein Krähen entlang der felsigen Wände.

Ich stehe leicht auf meine Wanderstöcke gelehnt da und spüre meinen intensiven Puls durch die Adern meines Körpers pulsieren. Mein Herz schlägt kräftig in meiner Brust und wird ein wenig langsamer. Ich höre und spüre meinen Atem, wie er mit jedem Atemzug meinen Brustkorb hebt und senkt. Völlig beruhigt und im harmonischen Einklang mit mir selbst führe ich den Aufstieg weiter fort und steige hinauf zur Scharte.

Es wartet ein wenig leichte Kletterei auf mich, um die Scharte hinaufzukommen. Ein Stahlseil zur Sicherung wurde links an der Felswand angebracht, um den Aufstieg zu erleichtern. Ich liebe diesen Moment, wenn es über eine Scharte geht, denn aus meiner Erfahrung weiß ich, was einen nach dem Erklimmen meistens erwartet.

Ein letzter sicherer Tritt, mit meiner rechten Hand ein fester Griff an einem Felsvorsprung ziehe ich mich beherzt das letzte Stück hinauf bis zum höchsten Punkt der Scharte. Wie vermutet, werde ich von einem tollen Anblick hinunter ins nächste Tal in Empfang genommen.

Ich kann von hier oben sehr weit blicken und erkenne, dass der Abstieg hinunter ins Oberinntal sehr lang sein wird und wieder weit bergab führt. Mein nächstes Ziel im Tal ist die Stadt Zams in Tirol, nicht weit von Vorarlberg entfernt. Der Abstieg ist zunächst sehr steil und sehr geröllig denn wir befinden uns erneut auf ca 2600 hm. Na dann machen wir uns mal daran, die mühsam erklommenen Höhenmeter wieder hinab zu steigen. Der Abstieg kostet mich viel Konzentration und Kraft mit dem Gewicht auf meinen Schultern. Ich bleibe kurz stehen und bestaune das wundervolle Panorama um mich herum und genieße die Tatsache, einfach einen Fuß vor den anderen setzen zu dürfen.

Wie üblich ist es weiter oben sehr karg und felsig und es wächst hier kaum etwas. Nach einer Weile abwärts häufen sich wie üblich die ersten Gräser und Gestrüpp wieder. Steigt man noch weiter ab kommen die ersten flachen Latschenkiefern zum Vorschein, bevor erst nach einer ganzen Weile die ersten Bäume wieder auftauchen und man somit an der sogenannten Baumgrenze ist. Dadurch wird es also Schritt für Schritt grüner und erneut zunehmend lebhafter um mich herum. Während ich da so halb in Trance die steilen Wege hinab steige und es etwas flacher wird, entdecke ich links am Berghang eine kleine, zauberhafte Hütte an einem Flusslauf.

Ein Stück weiter den Fluss entlang entdecke ich eine Herde Pferde, insgesamt etwa 15 Tiere grasen hier ganz gemütlich an diesem wunderschönen Fleckchen Erde. Ganz entspannt fressen sie einfach weiter, während ich auf der grünen Fläche zwischen durch sie hindurch und an ihnen vorbei laufe.


Ich gehe weiter und laufe über eine wundervolle grüne Lichtung zwischen den Bäumen und passiere ein paar gemütliche Alpen und Hütten.

Der Weg wird nach dieser kleinen grünen Zwischenebene wieder steiler und führt mich wieder bergab.

Es folgt ein wunderschöner Pfad durch den Wald und ich sehe gefühlt zum ersten Mal ein Bienen- bzw. Wespennest in einem Baum hängen. Ich denke mir im Vorbeigehen, dass ich so ein Bild nur aus dem Trickfilm kenne und staune über den Anblick in der Realität.

Ich gehe weiter das Waldstück entlang und rechts von mir tut sich eine tiefe Schlucht auf. Es geht linker Hand vom Abgrund die gewundene Flanke des Berges stetig hinab. Es ist ein sehr langer gewundener Pfad mit erhöhter Steinschlaggefahr, denn man befindet sich die ganze Zeit an der steilen Flanke des Berges und Geröll kommt gelegentlich von den kesselförmigen Windungen des Hangs hinunter.

Es ist daher also erhöhte Vorsicht und Aufmerksamkeit geboten. Es ist, als wäre der Pfad künstlich in den Fels gehauen und jede Biegung und Windung eröffnet einen neuen, wundervollen Anblick. Rechterhand, tief unten im Tal hört man den Fluss rauschen, der seinen Weg hinab ins Tal bahnt.




Nach einer Weile sieht man das Städtchen Zams unten im Tal liegen. Es sieht nicht unbedingt schön aus und man hört die typischen Geräusche der Stadt und der Schnellstraße hinauf schallen. Ich komme an einer Gruppe von vier Mädels vorbei, die sichtlich erschöpft sind, und sich um eine ihrer Freundinnen kümmern. Ich frage, ob bei Ihnen alles in Ordnung ist und sie sagen mir, dass alles soweit gut ist. Später am Abend erfahre ich von Ihnen, dass eine ihrer Freundinnen wohl gestürzt sei und sie im Krankenhaus eine Gehirnerschütterung bei ihr festgestellt hatten. Daraufhin hat sie die Wanderung abgebrochen und die Gruppe ist nur noch zu dritt weiter gelaufen. Solche Geschichten, dass manche Wanderer die Tour aus verschiedenen Gründen, wie einen Sturz oder Erschöpfung oder einfach Unwohlsein und Ähnliches abbrechen, häufen sich, je mehr ich mich mit den Menschen auf dem Weg unterhalte. Der Abstieg zieht sich nun schon ziemlich lange und wird zunehmend anstrengender. Ich habe zwar ein gutes Tempo beim Abstieg, bemerke aber allmählich, dass ich happy bin, wenn dieser Part endlich vorbei ist, denn mir tun bereits meine Füße und Schultern ordentlich weh.

Aber gejammert wird nicht, außerdem bringt es auch nichts also ich steige weiter zielstrebig ab. Nach ca. einer weiteren Stunde monotonen Zickzack-Abstiegs mit Autobahngeräuschen komme ich endlich erschöpft am Ende des Weges an. Unten im Tal lasse ich mich sogleich auf der allerersten Bank nieder, die ich finden kann und erlöse meinen Rücken von der schweren Bürde.

Der steile Hang, den ich gerade abgestiegen bin, ist an vielen Stellen durch Stahlnetze und Auffangkontstruktionen gegen eventuellen Steinschlag oder ein Abrutschen großer Felsabbrüche gesichert. Was ich damit sagen will ist, dass dieser Teil nicht gerade ansehnlich aussieht bzw. nicht gerade ein Genuss zum absteigen war. Ich greife in meine Tasche und krame ein paar weiche und saftige, vegane Gummibärchen heraus und führe meinem Körper ein wenig Energie in Form von Kohlenhydraten zu. Nebenbei trinke ich immer wieder etwas Wasser durch den Trinkschlauch meiner Trinkblase, die in meinem Rucksack steckt. Nach etwa zehn Minuten fühle ich mich einigermaßen erholt und mache mich auf den Weg in die Stadt nach Zams. Mein Handy ist leer und ich habe ehrlich gesagt keine wirkliche Ahnung, wo ich als nächstes hin muss oder wie der Weg aus diesem Tal über die Alpen weitergeht. Ein wenig planlos folge ich der Beschilderung, überquere die laute Autobahn und begebe mich ins Stadtzentrum von Zams.

Ich bin ziemlich hungrig, da ich nun nach drei Tagen meinen Proviant, den ich mit mir getragen habe, komplett aufgebraucht habe. Also suche ich ein nahegelegenes Restaurant auf, um eine Kleinigkeit zu essen und um gleichzeitig mein Handy zu laden, das nun mittlerweile so alt ist, dass der Akku gerade mal noch etwa 4-6 Stunden hält. Außerdem müsste ich auch mal dringend ein WC aufsuchen. Auf der linken Seite einer Straße in der Nähe des Zentrums sehe ich ein italienisches Restaurant. Es sieht zwar nicht wirklich einladend aus, aber ich denke mir für meine Bedürfnisse wird es wohl reichen. Ich werde ein wenig schräg angeschaut, als ich hinein gehe und meinen riesigen Rucksack unter Anstrengung ablege. Ich bestelle ohne Umschweife ein Skiwasser, eine Portion Penne Aglio und hänge mein Handy an die nächste Steckdose neben mir. Nach dem Essen krame ich meinen Laptop aus dem Rucksack und erledige ein wenig organisatorischen Kram, den ich natürlich nur, weil ich jetzt auf Reisen bin, nicht ignorieren oder vermeiden kann. Denn nur, weil man keinen Job oder keinen Wohnsitz mehr hat, heißt das noch lange nicht, dass man somit von sämtlichen Pflichten und organisatorischen Notwendigkeiten entbunden ist. Nach getaner Arbeit recherchiere ich, dass die Tour weiter zur Skihütte verläuft und mache mir Gedanken, wo und wie ich die heutige Nacht verbringen soll. Ich könnte mir hier in Zams eine Unterkunft suchen und morgen von unten im Tal aus die nächste Etappe starten. Diese Option klingt sehr verlockend, denn der Abstieg war sehr lang und anstrengend, weshalb ich ein wenig erschöpft bin, und ich saß nun eine ganze Weile im Restaurant, weil ich viele Kleinigkeiten erledigt habe und es dadurch schon recht spät am Tag ist. Außerdem denke ich mir ein normales Bett und eine Dusche wären nach drei Tagen Dauermarsch durch die Berge auch nicht ganz verkehrt. Oder ich könnte noch ein Stück weiter den Berg in Richtung Skihütte hinaufsteigen, sehen, wie weit ich komme und mein Zelt aufbauen, sobald ich ein geeignetes Plätzchen zum Schlafen finde. Es wird bald dunkel und bis zur Skihütte sind es nochmal fast 3 ½ Stunden, ca 6 km, 900 hm und ich weiß nicht, ob ich dafür noch so viel Energie in meinen müden Beinen habe. Nach ein wenig hin und her überlegen, entscheide ich mich, in Richtung Skihütte aufzusteigen und nehme mir vor, mein Zelt aufzustellen, sobald ich unterwegs einen geeigneten Schlafplatz finde.

Also Norrdine, nochmal aufraffen und die müden Beine in Bewegung bringen!

Ich bezahle mein Essen, schnalle meinen Rucksack wieder auf und gehe aus dem Restaurant hinaus. Draußen orientiere ich mich erstmal, um den Weg zur Skihütte zu finden. Ich laufe in Richtung Süden den Berg hinauf und finde einen steilen, schmalen Jägerpfad, der mich zur Skihütte hinauf bringt. Es ist bereits nach 18 Uhr und es wird langsam dunkler, als ich in dem dichten Waldstück verschwinde. Der Pfad ist äußerst steil und schmal, wie es nunmal für einen Jägersteig üblich ist. Nach einer Stunde wird es immer dunkler und ich kann nirgendwo in der Nähe dieses gewundenen und steilen Weges einen geeigneten Zeltplatz entdecken. Also gehe ich solange weiter, bis sich eine Gelegenheit bietet. Erstaunlicherweise fühle ich mich jetzt wieder sehr fit und von der Müdigkeit, die ich vorhin noch verspürt habe, ist nichts mehr übrig geblieben. Also stapfe ich zielstrebig weiter nach oben in die Dunkelheit und halte meine Augen nach einer Schlafmöglichkeit offen. Plötzlich höre ich ein dumpfes Stampfen hinter mir und ich erschrecke mich, was bei mir eigentlich relativ selten vorkommt. Ich drehe mich leicht verunsichert um, um zu erblicken, was da so großes plötzlich so nah hinter mir ist und so ein Geräusch verursacht hat. Es ist ein Trailrunner, der gerade eine “Feierabendrunde” im Dunkeln dreht. Erleichtert frage ich ihn, wie weit es wohl noch zur Skihütte sei und er antwortete mir, je nach Geschwindigkeit, noch etwa 1,5-2 Stunden. Ich danke ihm und kämpfe mich mit meinem Gepäck weiter den steilen Hang hinauf, während er leicht wie eine Feder an mir vorbeizieht. Es ist nun mittlerweile stockfinster geworden und es hat sich immer noch keine Möglichkeit zum Übernachten geboten. Über mir bricht das Licht des Halbmondes immer wieder durch die Wolken und erhellt den Pfad vor mir. In der Ferne sehe ich über mir bereits die Lichter der noch weit entfernten Skihütte und beschließe, dass ich das Stück bis zur Skihütte jetzt auch noch durchziehen werde und auf der Hütte nachfrage, ob Sie noch eine Matratze für mich frei haben. Falls nicht würde ich mir in der Nähe der Hütte eine geeignete Stelle für mein Zelt suchen. Ich kann in der Dunkelheit und im dichten Wald an diesem steilen Berghang kaum noch etwas erkennen und setze mir daher meine Stirnlampe auf, damit ich den Weg besser erkennen kann. Auf dem Weg sehe ich viele zauberhafte Pilze und beobachte allmählich, wie sich die Tierwelt nun abwechselt und die kleinen Krabbler der Nacht überall auftauchen.

Spinnen fangen an, ihre Netze zwischen den Ästen zu spinnen und kleine Käfer tummeln sich am Boden. Obwohl ich eine Stirnlampe auf habe kann ich den Weg kaum noch erkennen, da er in immer höher werdendes Gras übergeht und der Wald immer dichter wird. Ich erkenne noch Laufspuren, merke aber bald, dass diese teilweise ins Nichts führen. Da ich über mir aber die Lichter der Skihütte erkennen kann, weiß ich grob, wohin ich gehen muss und welche Richtung ich einhalten muss. Also kämpfe ich mich in der völligen Dunkelheit durch den dichten Wald, laufe über größere eingezäunte Weideflächen und steige über Elektro- und Stacheldrahtzäune. So geht es ungefähr eine halbe Stunde, bis ich schlussendlich um ca. 21:30 Uhr an der Skihütte in völliger Dunkelheit ankomme.

Verblüfft werde ich von ein paar Männern mit leicht russischem Akzent aus dem Sauerland ins Gespräch verwickelt, ob ich den ganzen Weg hier in der Dunkelheit mit dem Gepäck alleine hochgestiegen sei. Ich habe Ihnen kurz von mir und meiner Tour erzählt und habe das Gespräch dann aber leider unterbrechen müssen, denn ich wollte mich beim Hüttenwirt erkundigen, ob es für mich heute Nacht überhaupt noch Platz gibt. Und da die Hüttenruhe üblicherweise um 22 Uhr ist und ich gerne noch unter die Dusche gesprungen wäre hatte ich also keine Zeit zu verlieren. Ich lege also meine Ausrüstung unten im Eingangsbereich ab und steige mit einem ganz merkwürdigen Gefühl, weil plötzlich nichts mehr auf meinen Schultern lastet, die Treppen hinauf in die Stube. Glücklicherweise gibt es noch eine allerletzte Matratze für mich. Ganz oben im letzten Raum links hinten im Eck! Der Spaß kostet mich allerdings 40€ und ist für meinen Geschmack nicht gerade preiswert. Besonders vor dem Hintergrund, dass ich mein Budget schonen möchte und für zwei Jahre mit meinem Erspartem auskommen muss. Aber ich brauche dringend eine Dusche und bin recht erschöpft, weshalb ich diese Gelegenheit trotzdem dankbar annehme. Ich schnappe meine Sachen und steige hinauf in die zweite Etage in das Lager am Ende des Gangs. Ohne Umschweife gehe ich mit meinen Waschsachen in die Herren Waschräume und stelle mich unter die angenehme warme Dusche. Es tut fast schon weh, wie das warme Wasser auf meine leicht aufgeriebenen und strapazierten Schultern, als auch meine Nackenmuskulatur prasselt dennoch ist es gleichzeitig eine Wohltat. Nach einer kurzen Weile bin ich fertig mit meinem Hygieneprogramm und gehe zurück ins Matratzenlager. In diesem Lager sind es ca 18 Schlafplätze, die zweistöckig übereinander angeordnet sind.

Es ist nun 22:10 Uhr und alle liegen bereits still in ihren Betten. Manche Gesichter werden noch von einzelnen hellen Handy Bildschirmen angestrahlt bevor sie die Augen schließen und einschlafen. Ich setze mir meine Stirnlampe auf und aktiviere das rote Licht, um niemanden zu blenden oder vom Schlaf abzuhalten, denn ich muss noch kurz einige Dinge sortieren und vorsorglich mein Magnesium einnehmen. Als ich fertig fürs Bett bin, krieche ich auf meine Matratze und mache es mir im Matratzenlager bequem. Ich verbringe noch ein paar Minuten am Handy und schreibe ein paar Nachrichten. Nach einer kurzen Weile entschließe ich mich, die Augen zu schließen und mich auszuruhen, denn morgen wartet ein besonders langer und außergewöhnlich eindrucksvoller Tag auf mich, die sogenannte Königsetappe. Ich freue mich auf morgen und schließe zufrieden meine Augen!


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